Der Lebensunterhalt senegalesischer Gemeinschaften
Papa Sow und Elina Marmer
Vorbemerkung: Von der senegalesischen Hauptstadt Dakar sind es anderthalb Stunden über städtische Autopisten und Landstraßen bis zu einem rosa schimmernden See. Mit einem weiteren Besucher des Weltsozialforums 2011, dem ersten derartigen Gipfel auf afrikanischem Boden, war ich nach tagelangen Debatten der Hektik der Stadt entflohen und hatte auf einen entspannten Strandspaziergang gehofft. Die Szenerie, die uns empfing, war spektakulär. Schneeweißer Schaum am Ufer des Lac Rose. Frauen balancierten auf ihren Köpfen schwere Körbe aus dem Wasser. Am Strand türmten sie die gräulichen Salzmassen zu Kegeln auf. Wir waren bei den Salzschöpfern angekommen und sahen in Sonne und salzigem Wind dem Treiben zu. Ein junger Mann trat heran, Algora Ndiaye, aus dem angrenzenden Dorf Niaga. Algora versuchte sein Glück als »Touristenführer«, und so drohte der entspannte Strandspaziergang zwischen Souvenir- und Informations-angeboten zu versanden. Wir wehrten ihn zunächst ab, doch Algora fesselte schließlich unsere Neugier:
Mein Großvater hat früher hier gefischt. Aber es gibt längst keine Fische mehr.
Aha. …
Heute schöpfen alle Salz. Jeder kann hier Salz schöpfen.
Wie meinst du das? Jeder?
Na, jeder eben. Der See ist öffentlich und jeder hat das Recht, sich ein Boot zu mieten und mit der Arbeit zu beginnen.
Wirklich jeder? Selbst Ausländer?
Ja, und sie müssen keine Steuern zahlen. Das ist ein öffentlicher See und jeder hat freien Zugang zu seinen Ressourcen.
Und es gibt kein Übernutzungsproblem?
Nein … Ich nehme an, die sind alle aufrichtig und diszipliniert.
Meinst du wirklich? …
Wir suchten uns ein schattiges Plätzchen, um verstehen zu lernen, wie das Salzschöpfen am Lac Rose funktioniert. Drei Stunden ins Gespräch vertieft, umkreisten wir die Frage, warum es keine Übernutzung gab. Es gelang Algora nicht, uns zu überzeugen. So recht zufrieden waren wir mit den Erklärungen nie. Der Grund ist einfach: Algora Ndiaye fand den entscheidenden Punkt nicht erwähnenswert. Offenbar erschien er ihm zu neben sächlich. Irgendwann kam er nebenbei zum Vorschein – in verblüffender Schlichtheit. Zurück in Deutschland habe ich Papa Sow und Elina Marmer eingeladen, über dieses Thema zu schreiben. Über die Salzschöpferinnen und Salzschöpfer des Lac Rose. Dabei lernte ich, dass die Übernutzungsfrage doch nicht ganz so einfach zu beantworten ist.
Silke Helfrich
In den letzten Jahren haben viele Autoren aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft in ihren Beiträgen die Wiederentdeckung der Gemeinschaft als Mittel der sozialen Integration unterstützt (Bellah 1985; Putnam 2000; Etzioni 2004; Laimé et al. 2008). In Afrika, wo die öffentlichen Institutionen eher schwach sind, sind soziale oder politische Auseinandersetzungen meist nur auf lokaler Ebene relevant. Gemeinschaften werden mobilisiert, um Treuhänder ihrer Umwelt zu werden (Scheffran et al. 2011), und eine Revitalisierung von Initiativen zur lokalen Entwicklung zeichnet sich ab. In diesem Beitrag untersuchen wir den Fall der »Salzschöpfer« vom Lac Rose im ländlichen Dakar, Senegal. Wir gehen der Frage nach, wie die Gemeinschaften rund um den See ihren Lebensunterhalt bestreiten. Der Artikel basiert unter anderem auf früheren Publikationen von Papa Sow (2002), die mit Blick auf die gemeinschaftliche Ressourcennutzung analysiert wurden.
Der Lac Rose, auch als Lake Retba bekannt, mag Lesern als ehemaliges Endziel der Rallye Paris-Dakar bekannt sein. Der See liegt zwischen weißen Dünen und der Küste im Nordosten des ländlichen Dakar. Er wird von Grundwasser gespeist und erhält in der Regenzeit eine große Menge Stauwasser vom Dorf Sangalkam und den trockenen Seen Thor und Yandal in der benachbarten Provinz Thiès. Doch das ökologische Gleichgewicht des Sees ist fragil. Mit einer Wassertiefe von nur drei Metern ist er recht flach, und die Salzkonzentration von 380g/l ist höher als im Toten Meer (340g/l). Im Jahre 1990 wurde die Flächenausdehnung des Lac Rose auf 4 km² geschätzt. Im Jahre 2005 betrug sie nur noch 3 km², und der See schrumpft weiter. Aufgrund seiner einzigartigen rosa Färbung wird er seit 2005 auf der vorläufigen Welterbeliste der UNESCO geführt. Manche Wissenschaftler sind der Ansicht, dass das Zusammenwirken der Lichtreflektion der Dünen, des hohen Magnesiumchloridgehalts und eines bakteriellen Carotinoids1 für die rote, rosafarbene oder orangene Pigmentierung verantwortlich sind (M’Baye 1989).
In den 1970er-Jahren hat die lokale Bevölkerung aufgrund der wirtschaftlichen Not, die durch anhaltende Trockenheit verursacht wurde, begonnen, Salz selbst-organisiert aus dem See zu gewinnen und zu verkaufen. Zunächst wollte sie damit das Einkommen ihrer Familien aufbessern (Sow 2002). Heute arbeiten rund 5000 Menschen in verschiedenen Netzwerken rund um den See. Sie bestreiten mit den Ressourcen des Sees ihren Lebensunterhalt. Die Arbeitsplätze, die sie geschaffen haben, befinden sich in Nischen, die lokale Behörden mit ihrer Beschäftigungspolitik nicht füllen können. Die »Salzschöpfer« haben den See in vier Bereiche aufgeteilt, in denen die meisten Aktivitäten entwickelt und koordiniert werden: Khaar Yaala, Khoss, Virage und Daradji.
Traditionelle Abbautechniken und Selbstorganisation
Die am Lac Rose genutzten Techniken zur Salzgewinnung sind originell und unterscheiden sich von den traditionellen und modernen Praktiken im Rest des Landes (Sow 2002). Die Salzgräber und Trägerinnen und Träger stehen brusttief im Wasser. Sie verwenden einfache Werkzeuge: Körbe, Siebe, Schaufeln und Spaten sowie Kanus mit Paddeln, die als »niosse« bezeichnet werden. Diese Kanus werden meist von Holz- bzw. Bootshändlern gemietet. Die Salzschöpfer bezahlen sie entweder in Naturalien (5-6 Behälter Salz pro Tag) oder in bar. Ein neues, industriell gefertigtes Kanu kostet 120.000-130.000 CFA (ca. 185 Euro in 2011). Die Schöpfer verdienen etwa 10.000 CFA pro Tag (ca. 15 Euro).
Die Salzerntearbeiter, also alle vor Ort mit der Salzgewinnung Beschäftigten, sind unterschiedlicher sozialer Herkunft, aber im Allgemeinen sind sie Bauern und Erntearbeiter, die ihre saisonalen landwirtschaftlichen Aktivitäten aufgegeben haben. Meist arbeiten sie hier nur vorübergehend, um etwas Geld zu verdienen, damit sie nach Dakar, in die westafrikanischen Nachbarländer (um ein Geschäft zu gründen) oder sogar nach Europa auswandern können. Männer, Frauen und Mädchen erledigen verschiedene Arbeiten. Es sind hauptsächlich die Männer, die das Salz mit großen Stöcken ausheben und die Boote damit beladen. Frauen laden das schwere, nasse, noch schwarze Salz von den Booten ab, sie sind auch Vermittlerinnen. Junge Mädchen verkaufen an den Ufern des Sees und in der Umgebung der Bungalows und Hotels Kunsthandwerk und Schmuck. Die Frauen, die am See arbeiten, sind ein wichtiger Knoten einer langen Kette im Salzhandelsnetzwerk zwischen Lac Rose und dem restlichen Afrika. Manche Männer, genannt »Kola-kola«, füllen das trockene, nun graue oder weiße und mit Jod versetzte Salz in Säcke. Nicht nur Menschen aus der Umgebung arbeiten hier, sondern auch Migranten, und zwar inländische (Baol Baol2 und Menschen aus der Diourbel-Region im Senegal) sowie ausländische aus Guinea-Bissau (ca. 400 Personen) und Mali (ca. 800).
Im Jahr 1994 wurde ein Management-Komitee (MK) gegründet, das aus 18 Mitgliedern aus den fünf umliegenden Dörfern besteht. Es organisiert Salzabbau und -verwertung und ist bestrebt, durch gemeinsame Aktivitäten die Bedingungen für den Salzabbau und die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Jedes Mitglied wird von einer einflussreichen Organisation seines Dorfes gewählt (davon gibt es ganz verschiedene) und vertritt deren Interessen. Lokale Organisationen, etwa das Foyer des Jeunes de Niaga3, GIE Bambylor etc., sind ebenfalls beteiligt. Alle drei Monate hält das Komitee eine Mitgliederversammlung ab, um die gemeinsame Arbeit zu evaluieren und neue Entscheidungen zu treffen. Alle Mitglieder des Komitees erhalten eine Entschädigung für ihre Arbeit (offenbar werden der Präsident und der Generalsekretär besser bezahlt). Obwohl die Frauen vor Ort eine wichtige Rolle spielen, bekleiden sie keine Positionen im Komitee. Das Komitee kümmert sich auch um weiterreichende Aktivitäten, wie zum Beispiel die Jodierung des Salzes. Dabei kooperiert es mit dem WFP (Welternährungsprogramm), der UNICEF und mit senegalesischen oder ausländischen Nichtregierungsorganisationen ebenso wie mit den Ministerien für Umwelt, Handel, Gesundheit und Wirtschaft. Neben der intensiven Lobbyarbeit ist das Komitee bemüht, die »Salzschöpfer« mit ihren Rechten vertraut zu machen. Dabei gelingt es ihm durchaus, einen gewissen Druck auf die lokalen Behörden auszuüben.
Nach Angaben dieses Management-Komitees wird die Salzproduktion 2011 bei 50.000 bis 60.000 Tonnen liegen. Die Produktionsspitze liegt in der Trockenzeit; während der Regenzeit (»hivernage«) kann wegen des Niederschlags und des Wasserabflusses weniger produziert werden. Die Qualität des Salzes variiert im Laufe des Jahres. Gegenwärtig wird das gute grobe Salz im Juni/Juli abgebaut. Es wird in die Elfenbeinküste exportiert (das größte Käuferland mit über 70 Prozent), nach Mali, Benin, Burkina Faso, Guinea-Bissau, Guinea, Kongo-Brazzaville, São Tome und auch nach Europa, wo es für den Winterdienst auf den Straßen eingesetzt wird. Im Jahre 2011 wurde der Preis auf 25 bis 30 CFA je Kilo Salz geschätzt. Die Händler kaufen die in Säcken verpackten Produkte vom Komitee und bezahlen auch die »Kola-kola«. Das Management-Komitee, das jedoch keine Details offenlegen wollte, erhält von den Käufern, meist private Logistik- und Handelsfirmen, eine Art Steuer auf jede abgebaute Tonne.
Legale Beschäftigungsverhältnisse gibt es in der Region kaum, auch nicht bei den am Salzabbau beteiligten Unternehmen, weswegen die Arbeitnehmerrechte fortwährend verletzt werden. Es gibt keine garantierten Löhne, Verträge oder andere rechtsverbindliche Vereinbarungen. In diesem Umfeld sind Konflikte und Spannungen natürlich vorprogrammiert. Sie führten aufgrund der Unfähigkeit des Staates und der lokalen Behörden und neben anderen Faktoren schließlich auch zur Gründung des Management-Komitees, das die Aktivitäten rund um den See beaufsichtigt, Solidarität mit den gefährdeten Gruppen übt (Migranten, ökonomisch benachteiligte Arbeitnehmer etc.) und sich um eine gewisse Verteilung der Risiken kümmert, die mit der harten Arbeit des Salzabbaus zusammenhängen. Dem Komitee zufolge gibt es einen gemeinsamen Fonds, in den jeder »Salzschöpfer« einzahlt und aus dem er – etwa im Fall eines Unglücks oder Unfalls – Geld entnehmen kann.
Es ist eine Art »erzwungener Verantwortungstransfer« vom Staat zum Management-Komitee der Salzarbeiter für die »Risikodeckung« und Beschäftigung. Obwohl es dem Komitee gelungen ist, die Probleme zu minimieren, bleibt auch festzuhalten, dass im Zusammenhang mit den Aktivitäten des Komitees neue soziale und politische Unwägbarkeiten entstehen.
Umweltprobleme und Konfliktmanagement
Die Landnutzungspolitiken am See sind unübersichtlich (Traoré 1997). Der See wird vom senegalesischen Staat als Abbaugebiet anerkannt und klassifiziert, es werden jedoch keine Förderabgaben für die Ressourcennutzung erhoben. Steuern werden von Hotels, dem Tourismussektor und den Kunsthandwerksverkäuferinnen und -verkäufern abgeschöpft.
Durch die neue Landnutzungssituation am Lac Rose konvergieren Entwicklungen in der Lokalpolitik mit den organisatorischen Veränderungen vor Ort. Seit den 1970er-Jahren hat der Dezentralisierungsprozess bedeutende territoriale Veränderungen verursacht, die sich jedoch kaum auf die »Salzschöpfer« auswirken. Eine Reihe von Reformen (Gesetz über das nationale Erbe, Dezentralisierungsgesetze von 1996, territoriale Neuordnungen etc.) haben Macht an die lokalen Behörden verlagert und deren Verantwortung bezüglich des Managements natürlicher Ressourcen und der Verfügung über Grund und Boden gestärkt. Dieser Dezentralisierungsprozess gibt auch dem ländlichen Raum (bzw. der ländlichen Bevölkerung) mehr Autonomie, und er ermöglicht die Mobilisierung sowohl öffentlicher als auch privater Akteure.
Der menschengemachten Umweltdegradierung und den damit für die »Salzabbauer« verbundenen Risiken wird insgesamt wenig öffentliche Aufmerksamkeit zuteil. Zwar kooperieren lokale Behörden mit dem Staat, um durch Bepflanzung der angrenzenden Dünen einen »grünen Vorhang« einzurichten, der die Verschlammung des Sees verhindern soll. Es werden auch und in Zusammenarbeit mit dem französischen IRD (Institut de Recherche pour le Développement) regelmäßig Umweltstudien durchgeführt. Jedoch bergen die Verstädterung und weitere Zersiedlung durch die Behinderung des Wasserabflusses die Gefahr aggressiver physischer Reaktionen im Einzugsgebiet des Sees. Außerdem werden die Muscheln für Bau- und industrielle Zwecke verwendet, was das Ökosystem des Sees weiter stören könnte.
Übernutzung
Die Salzschöpfer lassen über sechs Monate einen Teil des Sees in »jachere« (zur Regeneration) ruhen und nutzen während dieser Zeit den anderen Teil. Der saisonale Wechsel findet also zweimal im Jahr statt, im Oktober und im April. Der Einsatz von Maschinen und Motoren zum Salzschöpfen ist untersagt.4 Wie effektiv diese Maßnahmen gegen eine Übernutzung tatsächlich sind, lässt sich nicht so einfach feststellen. Es gibt keine Information darüber, ob und wie die Anzahl der Schöpfer reguliert wird. Die hydrologischen und geologischen Gegebenheiten des Sees wurden in dieser Hinsicht noch nicht untersucht. Es bleibt ebenfalls zu erforschen, wie die offensichtlich vorhandenen Bedrohungen durch Umweltdegradierung und Klimawandel sich auf die Verfügbarkeit der Ressource auswirken.
Gesundheitsprobleme und Kriminalität
Die Salzschöpfer klagen über Juckreiz, obwohl sie ihre Haut mit Shea-Butter schützen. Einem Volksglauben zufolge kann durch Baden im See unter anderem Rheuma behandelt werden. Lokale Lobbys und Händler haben jedoch noch nicht begonnen – wie in einigen europäischen Ländern oder in Israel – solche Heileigenschaften kommerziell auszunutzen und medizinische Bäder anzubieten.
Mit dem Boom in der Salzproduktion kam es auch zu Kriminalität. Den sogenannten »Kuruma« hat man am See verhaftet, einer der flüchtigen Kompagnons von »Ino« (einem berühmten senegalesischen Gangster); er hatte sich als Salzschöpfer getarnt. Das Management-Komitee rief dazu auf, die – in seinem eigenen Wortlaut – »ungesunden Orte« zu entfernen, als Schutz vor Kriminalität. Im Jahre 2004 verfügten die Behörden, den Standort Lac Rose »aufzuräumen« und die Anlagen zu reorganisieren. Der eigentliche Grund für die Räumung war jedoch der Bau neuer Gebäude rund um den See. Es ging eher darum, »die Armut ein Stück weiter wegzujagen«: Bulldozer kamen und zerstörten die provisorischen Siedlungen der Arbeiter. So wurden sie gezwungen, in die umliegenden Dörfer zu ziehen und nur zum Arbeiten zum See zu kommen.
Eine authentische Vertretung der Interessen der Salzschöpfer
Die bestehenden senegalesischen Arbeitsschutzvorschriften sind nicht in der Lage, Eigentum und Individuen zu schützen. Daher handeln die Salzabbauer des Lac Rose selbst, um die Integrität der Beteiligten zu gewährleisten. Zum Berufsrisiko gehört gewissermaßen, dass die Physis und die Psyche der Salzabbauer in den besonders risikoreichen Teilen dieser »Knochenarbeit« gefährdet sind. Die Arbeiterinnen und Arbeiter selbst haben Regeln etabliert, die auf einem traditionellen politischen Instrumentarium aufbauen: Monitoring und Strafen bei nachgewiesener Nichterfüllung von Regeln und Normen. Rechtlich bindend sind diese nicht, denn Sanktionen werden meist lediglich zu dem Zweck verhängt, die existierenden normativen oder gewohnheitsrechtlichen Verpflichtungen zu unterstreichen. Ein Beispiel für den Regelungsrahmen vor Ort: Wird jemand des Diebstahls bezichtigt und das Delikt kann nachgewiesen werden, verhängt das Komitee eine sechsmonatige Arbeitssperre am See. Beginnt jemand schwerwiegende Auseinandersetzungen, erhält er oder sie eine Strafe von 5000 CFA und eine dreimonatige Arbeitssperre.5
Die Glaubwürdigkeit des vom Komitee (und im weiteren Sinne von den Salzerntern) etablierten Systems basiert auf der regelmäßigen Inspektion der Arbeitsbedingungen und der starken Unterstützung aller Beteiligten (Rural Council, Organisationen der umliegenden Dörfer, »Salzabbauern« etc.) sowie auf der Fähigkeit, Regelungslücken und fehlende Normen rasch identifizieren zu können. Die Fähigkeit, Rechtsstreitigkeiten und Konflikte zu schlichten, ist der wichtigste Beleg für die Wirksamkeit des kollektiven Handelns am See. Und das Management-Komitee als die einzige »legale« und tatsächlich von den Menschen anerkannte Instanz spielt dabei eine bedeutende Rolle.
Literatur
- Bellah, Robert N. et al. (1985): Habits of the Heart. Individualism and Commitment in American Life, Berkeley.
- Etzioni, Amitai (2004): From Empire to Community, London.
- Laimé, Mar et al. (2008): Les Batailles de l’eau, Nizza.
- Mbaye, E.M. (1989): Protection de l’environnement. La Cas du Lac Rose, Mémoire ENEA, Dakar, unveröffentlicht.
- Putnam, Robert (2000): Bowling Alone. The Collapse and Revival of American Community, New York.
- Sow, Papa (2002): »Les récolteuses de sel du Lac Rose (Sénégal). Histoire d’une innovation sociale feminine«, in: Géographie et Cultures, No. 41, S. 93-113.
- Scheffran, Jürgen/Marmer, Elina/Sow, Papa (2011): »Migration as a Resource for Resilience and Innovation in Climate Adaptation: Social Networks and Co-Development in Northwest Africa«, in: Journal of Applied Geography, im Druck.
- Traoré, Samba (1997): »Les législations et les pratiques locales en matière de foncier et de gestion des ressources au Sénégal«, in: Tersiguel, Philippe/Becker, Charles (Hg.): Développement durable au Sahel, Karthala, coll. Sociétés Espaces, S. 89102.
- Carotinoide sind natürliche Farbstoffe, die eine gelbe bis rötliche Färbung verursachen. Sie kommen vor allem in den Chromoplasten und Plastiden der Pflanzen, in Bakterien, aber auch in der Haut vor (http://www.wikipedia.de) (Anm. der Hg.). ↩
- Das Königreich Baol in Zentralsenegal war eines der ältesten Königreiche der Serer, sein Territorium erstreckte sich bis zu den Städten Touba und Mbacké (Anm. der Hg.). ↩
- Die Jugendorganisation eines beteiligten Dorfes. ↩
- Dieses Verbot führt dazu, dass ein Salzschöpfer, egal, wie hart er arbeitet, nicht mehr als zwei »niosses« am Tag beladen kann. Damit ist eine Art automatische Begrenzung »eingebaut«, so dass eine Person nicht das Zehnfache an Salz schöpfen kann wie eine andere (Anm. der Hg.). ↩
- Gespräch von Silke Helfrich mit Algora Ndiaye im Februar 2011 am Lac Rose. ↩